31.08.2023

Drei Rosen - Grabaktion 2023

Drei Rosen für ... - Grabaktion 2023




 
Auch im Jahr 2023 - dem Jahr des 10-jährigen Bestehens des Mathilde-Wesendonck-Verbandes - werden wir wieder eine Grabaktion auf dem Alten Friedhof von Bonn am 31. August am Familiengrab organisieren. Dem Anlass entsprechend, hatten wir während unseres Onlinemeetings beschlossen, die diesjährige Aktion etwas umfangreicher ausfallen zu lassen. so wird es noch weitere Programmpunkte am 1. September geben. ...
 

 
Zwei historische Tage in Bonn

Inzwischen liegen unsere zwei Tage in Bonn etwas mehr als eine Woche zurück.
In der Schwere der Bedeutung möchte ich gleichwohl sagen, dass ich denke, dass diese Tage in Bonn historisch waren.
Historisch in Bezug auf das, was wir in diesen zwei Tagen erlebten, wie in Bezug auf das, was vielleicht noch vor uns liegt.
Aber auch, weil wir erstmals als „Familien“-Mitglieder zusammenkamen – und die Beschäftigung mit Mathilde und der Familie Wesendonck eine neue Dimension erfahren hat.
Zunächst möchte ich mich bei allen für die Anwesenheit, für das Mitdenken und Vorbereiten bedanken.
Das schließt ausdrücklich auch jene ein, die nicht da waren, wie Frau Bodsch, Henning Hübert, Gerti Kunze oder Björn Seidel-Dreffke – die dennoch allesamt zuvor in der ihnen eigenen Art mitgedacht und mitgewirkt haben.
Aber, das betrifft natürlich insbesondere auch jene, die da waren: ganz besonders Thomas Seidel – für sein unermüdliches Feilen am Detail. Peter von Wesendonk, der aus Italien angereist kam, Andrea von Beaulieu Marconnay aus den Tiefen Bayerns, Klaus und Tochter Sophie Kratzsch-Lange, Walburga von Aretin, Irma Kurtsiefer und Manuela Wirtz und Frau Hüttenhain für die Freunde des Alten Friedhofs und meine Tochter Karin Isolde für Gesang.
Aber auch die Namen jener, die uns in diesen Tagen halfen: Frau Yvonne Katzy als Direktorin von „unserem“ StadtMuseum, Manuela Prechtel als Restauratorin, Frau Gräf im Beethovenhaus, Frau Florio vom Dezernat für Kultur – und ganz besonders Dr. Christoph Schmälzle und Frau Niemann von „unserem“ LVR-Landesmuseum.
Der Termin an Mathildes Grab: Wichtig!
Restauratorin Prechtel: Sehr wichtig – Dank Frau Prechtel!
Ein Termin in „unserem“ Stadtmuseum und vor allem die Fotos mit „unseren“ gemalten „Familien“-Mitgliedern: Sehr wichtig – Dank Frau Katzy!
Und spontan: Eine Spende von Frau Hüttenhain: Die Bepflanzung des Grabes mit roten, gelben und weißen Begonien! Einfach so, unerwartet! Herzlichen Dank – Frau Hüttenhain!
Ein weiterer Höhepunkt war am Abend die private Aufführung des Films von Jens Neubert, "The Zurich Affair", im StadtMuseum Bonn vor den TeilnehmerInnen dieses Tages. Eine kleine konträre Diskussion entspann sich danach.
 

Die LVR-Wesendonck-Sammlung als Bestandteil der Bonner Kultur-Identität

Doch über alle Maßen bewegt hat der Besuch im LVR-Landesmuseum und der dortige Vortrag von Dr. Schmälzle.
Dr. Schmälzle führte in einem hochdetaillierten Stegreif-Vortrag von einer guten halben Stunde aus, wie wichtig und bedeutsam die Sammlung der Bilder Ottos für das LVR-Landesmuseum waren und bis heute sind.
In einem sehr lebhaften Vortrag war nacherlebbar, wie dankbar die Stadt Bonn 1909 war, die Bilder als Dauerleihgabe bekommen zu dürfen: Damit „auch“ Bonn endlich ein öffentliches Gemälde-Museum bekam.
Der große, heute noch erhaltene riesige rote Sandsteinbau des Museums wurde für diese Bilder eigens errichtet.
Ja, Kunst wurde mit einem Regional-Museum vereint. Bis heute ist der Widerspruch zwischen Geschichte der Römer, der Neandertaler – und Kunst – spürbar.
Dann 1925 der Verkauf bzw. Ankauf der Bilder durch die Stadt Bonn – aber dann 1935, der folgenschwere, bis heute traumatisierende Abverkauf gut 80 Prozent der Bilder durch die Stadt Bonn über das Auktionshaus Lempertz in Köln. Darunter zum Beispiel, welche Trauer, ein Bild Cranachs des Älteren.
Grund: Weil britische und italienische Bilder nicht mehr zum neuen, national-sozialistischen Selbstverständnis gehörten. Allein niederländische Maler durften wegen der räumlichen Nähe bleiben.
Und weil das „Regional“-Museum eine neue, klarere Linie suchte.
Umso interessanter die detaillierte, sehr sorgfältige Darstellung der aus der Sammlung Ottos heute noch im LVR verbliebenen Stücke und teils Prunkstücke: Wie Klappaltare des 16. Jahrhunderts.
Es war zu spüren, dass die Geschichte Bonns, das Selbstverständnis Bonns, aber auch die Geschichte und das Selbstverständnis des Landesmuseums eng mit der Gemälde-Sammlung Ottos verknüpft sind.
Es war aber auch spürbar, dass diese Geschichte bis heute leidvollvoller Bestandteil des Selbstbewusstseins ist.
Und: Es war noch etwas zu spüren:
Das da noch was fehlt!
 



Das Mathilde-Wesendonck-Jahr 2028

Otto und Mathilde Wesendonck wurden bedeutsam, weil sie jemanden förderten, der später in die Musik-Weltgeschichte eingehen würde.
Ohne die Förderung der Wesendoncks und ohne all das, was daraus erwuchs (Hallo, Mathilde!) wäre die Welt der Musik heute eine völlig andere (Hallo, Richard!).
Aber: Es war zu spüren, dass dieses über diese eine bedeutsame Frage weit hinausgeht!
Viel ist über das Verhältnis von Mathilde und Richard geschrieben worden.
Doch: Was wissen wir eigentlich über die Bedeutung der Wesendoncks für Bonn? Für Zürich? Für Berlin? Für Dresden? Für Wuppertal? Für die USA?

Während die erste Frage – die Rolle Mathildes für den späteren Wagner – nicht einmal abschließend beantwortet wurde, wurden die anderen Fragen – nicht einmal gestellt!
Das ist das, was fehlt!
Meinem Hinweis, dass sich 2027 Mathildes Todestag zum 125. Male jährt, konterte Thomas Seidel als Gott der Zahlen mit: 2028 ist ihr 200. Geburtstag!
Wohin – von hier aus?
Johann Sebastian Bach war lange Zeit vergessen – bis er eines Tages wiederentdeckt wurde.
Sind wir – der Nachwelt noch etwas in Bezug auf Mathilde, Otto und der Familie Wesendonck schuldig? Müssen wir der Nachwelt helfen, die Wesendoncks zu entdecken?  
 
Richard Wagners Muse ist in Bonn begraben. GA vom 05.09.2023.
 

Downloads:

Fotos:
  1. Klaus Bitter und Thomas Seidel

Links:

* * *